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Erweiterungsbau für die Klinik für Forensische Psychiatrie

28. Januar 2019

Die Klinik für Forensische Psychiatrie der Psychiatrischen Dienste Aargau AG (PDAG) erhält einen Erweiterungsbau, der die Zahl der schweizweit raren Behandlungsplätze für psychisch kranke Straftäter signifikant erhöht. Das Bauprojekt kostet 29.1 Mio. Franken und soll Ende 2021 bezugsbereit sein.

Bei schwer psychisch kranken Menschen, die in einer akuten Krankheitsphase eine Straftat begangen haben und aufgrund verminderter oder aufgehobener Schuldfähigkeit von einem Gericht zu einer Therapiemassnahme gemäss Art. 59 StGB verurteilt wurden, kann das Rückfallrisiko vor allem durch die erfolgreiche Behandlung der Störung nachhaltig verringert werden. In der Schweiz gibt es allerdings nur wenige darauf spezialisierte Institutionen. Das Angebot an geeigneten hochspezialisierten Behandlungsplätzen in der klinischen Forensik reicht nicht aus, wie unter anderem auch das jährlich durchgeführte Kapazitätsmonitoring (www.konkordate.ch/anstaltsplanung) zeigt.

Der Erweiterungsbau, der an das bestehende Gebäude angeschlossen wird, wird drei zusätzliche Stationen umfassen mit insgesamt 26 Plätzen:

  • 7 Plätze auf der Triagestation zur Behandlung von psychiatrischen Notfällen aus den Strafanstalten sowie zur Abklärung der Therapiemöglichkeiten bei neu eintretenden Patienten.
  • 8 Plätze auf der Behandlungsstation zur Behandlung von Patienten, die entweder noch auf einen definitiven Massnahmenplatz warten bzw. auf die Massnahmentherapie noch vorbereitet werden müssen, oder zivilrechtlich untergebrachte Patienten, bei denen aufgrund eines früheren Gewaltdelikts noch eine Rückfallgefahr besteht und die daher ein spezifisches Behandlungsangebot benötigen.
  • 11 Plätze auf der Massnahmenstation zur Behandlung von psychisch kranken Straftätern im Rahmen einer gerichtlich angeordneten Therapiemassnahme gemäss Art. 59 StGB.

Dem Erweiterungsbau liegt ein neues Betriebs- und Sicherheitskonzept zugrunde, das in Zukunft die Sicherheit bei der Behandlung psychisch kranker Straftäter deutlich erhöhen wird. Insbesondere psychiatrische Notfälle aus den Strafanstalten, bei denen häufig nur wenige Vorinformationen zur Störung und dem von den Betreffenden ausgehenden Risiko vorhanden sind, können unter besser gesicherten Bedingungen abgeklärt und behandelt werden. Ausserdem wird es mithilfe der neuen Infrastruktur künftig möglich sein, den Sicherheitsrahmen stationärer Massnahmenpatienten feiner abgestuft gemäss dem Erfolg der Behandlung und der aktuellen Risikoprognose anzupassen.

Generalplaner ist Bollhalder Eberle, St. Gallen. Die Gesamtkosten des Bauprojekts belaufen sich auf 29.1 Mio. Franken. Die Baueingabe ist erfolgt, der Baubeginn ist für Mai 2019 vorgesehen. In Betrieb genommen werden soll der Erweiterungsbau Ende 2021.

Der Verwaltungsrat der PDAG hat das wegweisende Bauprojekt am 23. Oktober 2018 genehmigt. Am Anfang stand ein Sicherheitsaudit mit externen Spezialisten, das der Verwaltungsrat der PDAG am 23. Mai 2016 in Auftrag gab. Daraufhin formierte sich im Juni 2016 eine Arbeitsgruppe unter anderem mit Vertretern des Kantons. Neben technischen und organisatorischen Sofortmassnahmen ist der Erweiterungsbau der Klinik für Forensische Psychiatrie das grösste Projekt.
Bereits umgesetzt wurde per 1. November 2018 der Aufbau eines internen Sicherheitsdienstes und als nächster Schritt ist die verstärkte Sicherung der Aussenhülle beim bestehenden Gebäude auf den Sommer 2019 geplant.

Bisher besteht die Klinik für Forensische Psychiatrie, die von Chefarzt Dr. med. Peter Wermuth geleitet wird, im stationären Bereich aus drei geschlossenen Massnahmenstationen mit insgesamt 46 Plätzen (2 Akutstationen, 1 Rehabilitationsstation). Daneben zählt zur Klinik auch das Zentrum für Forensische Psychiatrie ambulant, das ein Ambulatorium sowie die Gefängnispsychiatrie umfasst. Ausserdem erstellt die Gutachtenstelle jedes Jahr eine Vielzahl forensisch-psychiatrischer Expertisen für Gerichte, Staatsanwaltschaften, Polizei und andere Behörden.