Evaluation, Lehre und Forschung
Evaluation
Zur Sicherung der Behandlungsqualität und Weiterentwicklung von Therapieangeboten werden die Behandlungen in den Psychiatrischen Diensten Aargau (PDAG) laufend evaluiert. Wir orientieren uns dabei an den wissenschaftlichen Qualitätsstandards einer evidenzbasierten psychiatrischen Versorgung.
Vorrangiges Ziel der Evaluation ist die Überprüfung von unmittelbaren Behandlungseffekten sowie die Beurteilung der Wirksamkeit einer Behandlung auf längere Sicht.
Dabei richten sich unsere Bemühungen zur Verbesserung der Behandlungsqualität nicht allein auf die Reduktion der Krankheitssymptome, sondern auch auf die Förderung der psychosozialen Integration und die Verbesserung der Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten insgesamt.
Ziel der Evaluation ist darüber hinaus, stationäre, teilstationäre und ambulante Angebote zum bestmöglichen Nutzen für die Patientinnen und Patienten aufeinander abzustimmen.
Lehre
Als eine der grössten Psychiatrien der Schweiz engagieren sich die PDAG auch im Bereich der Ausbildung von angehenden Ärztinnen und Ärzten. Die PDAG sind seit 2011 als Lehrspital der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich anerkannt.
Fachpersonen der PDAG sind regelmässig als Dozierende tätig und beteiligen sich an Vorlesungen und Studentenkursen im Fach Klinische Psychiatrie. Darüber hinaus bieten die PDAG Praktikumsplätze für Studierende an.
Studierenden der Medizin und der Psychologie, die bereits in einer unserer Kliniken oder Zentren tätig sind, bieten die PDAG interessante praxisnahe Forschungsthemen und Qualifikationsmöglichkeiten: Bachelor-, Master- und Promotionsarbeiten werden methodisch und fachlich von erfahrenen Forscherinnen und Forschern der PDAG betreut.
Forschung
Qualifizierte Behandlung ist eng mit psychiatrischer Forschung verknüpft. Um Patientinnen und Patienten helfen zu können, engagieren sich die PDAG auch im Bereich der klinischen Forschung. Unsere Forschungsfelder fokussieren insbesondere auf die häufigen Krankheitsbilder in der Psychiatrie wie Affektive Störungen, Psychosen und Abhängigkeitserkrankungen, sowie deren Behandlungsmöglichkeiten.
Unsere Forschungsbemühungen zielen darauf, psychische Erkrankungen und ihre spezifischen Verläufe besser zu verstehen und einen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die psychiatrische Versorgung zu erreichen.
Es ist uns ein grosses Anliegen unseren Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen auch in Zukunft auf dem internationalen Wissensstand basierende therapeutische Angebote bieten zu können.
Arbeitsgruppen
An der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie werden die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. med. Marc Walter koordiniert. Aktuell forschen folgende Arbeitsgruppen:
Arbeitsgruppe «Blended Therapy»
Der Ansatz der «Blended Therapy» ist die Kombination aus persönlichen Therapiesitzungen mit online-basierten Interventionselementen und gilt als vielversprechende Methode zur Verbesserung der Wirksamkeit, der Zweckmässigkeit und der Wirtschaftlichkeit der klassischen «face-to-face»-Therapie. Fachpersonen können damit ihren Patientinnen und Patienten auf digitalem Weg personalisierte Unterstützung bieten – sei dies vor Therapiestart, zwischen den Therapiesitzungen oder nach Therapieabschluss. Die PDAG arbeitet mit dem Start-up-Unternehmen YLAH AG zusammen, welches eine digitale Therapieplattform erarbeitet hat und stetig weiterentwickelt. Die Forschungsgruppe «Blended Therapy» evaluiert den Nutzen von YLAH im Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie ambulant (ZPPA) der PDAG.
Wissenschaftliche Leitung: Lic. phil. S. Meisser & Dr. phil. L. Baltes
Arbeitsgruppe Cannabisregulierung
In der Schweiz wird der gesetzliche Umgang mit Cannabis seit einigen Jahren intensiv diskutiert. Im Rahmen der «Weed Care» Studie werden die gesundheitlichen Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs in ausgewählten Basler Apotheken untersucht. Diese wissenschaftliche Studie wird von den PDAG gemeinsam mit dem Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, den Universitären Psychiatrischen Kliniken und der Universität Basel durchgeführt. Die daraus gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen eine Diskussionsgrundlage für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik in der Schweiz liefern. Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter: www.weedcare-basel.ch
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. Marc Walter, Dr. phil. Lavinia Baltes
Arbeitsgruppe Hometreatment
Das Hometreatment ist ein seit 2015 bestehendes, innovatives Behandlungskonzept, das ohne Qualitätseinbussen den vollstationären Behandlungsbedarf bei psychisch kranken Patienten reduziert. Die Arbeitsgruppe «Hometreatment» begleitet wissenschaftlich die Einführung und Weiterentwicklung dieser Behandlungsform.
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. M. Walter, M. Dang & A. Kählitz
Arbeitsgruppe Interventionelle Psychiatrie (IP)
Bei der IP befasst man sich mit einer Reihe psychiatrischer Behandlungsmassnahmen, die im Sinne eines gezielten Einschreitens eingesetzt werden. Als die prominentesten Vertreter von interventionellen Verfahren sind die Elektrokonvulsionstherapie und die repetitive transkranielle Magnetstimulation zu erwähnen. Nebst dieser und weiterer Hirnstimulationsverfahren werden aber auch pharmakologische Behandlungseinsätze (z.B. antidepressive Therapie mit Ketamin/Esketamin) erforscht. Wir fokussieren dabei insbesondere auf die klinischen und versorgungsrelevanten Aspekte der IP.
Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. M. Zavorotnyy
Arbeitsgruppe Psychotherapieforschung
Wir führen klinische Forschung zur Effizienz und Wirksamkeit der von uns angebotenen Psychotherapieprogramme durch. Derzeit läuft in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für klinische Psychologie an der Universität Zürich ein Forschungsprojekt zu biologischen und psychologischen Parametern zur Messung der Wirksamkeit von CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) bei Menschen mit chronischen Depressionen. In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Versorgungsforschung des psychologischen Instituts der Universität Zürich läuft zudem eine Multicenter-Studie zu Nutzen und Wirksamkeit niederschwelliger telefonischer Nachsorge bei Menschen mit depressiven Störungen.
Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. A. Linde
Arbeitsgruppe Suchtforschung
Abhängigkeitserkrankungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. Die Arbeitsgruppe «Sucht» beschäftigt sich mit den Wirkungen von legalen und illegalen Substanzen sowie Verhaltensabhängigkeiten. Im Fokus steht der Mensch und die Auswirkungen auf dessen Leben, aber auch die Perspektive der Gesellschaft wird eingenommen. Ein Schwerpunkt gilt der Analyse des gemeinsamen Auftretens von Sucht und Suizid.
Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. E. Pichler
An der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der PDAG forscht aktuell folgende Arbeitsgruppe:
Arbeitsgruppe Home Treatment KJP
Das Home Treatment der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist eine intensive, aufsuchende kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung für psychisch kranke Kinder und Jugendliche unter Einbezug des familiären Umfelds. Als Teil des Aufbaus eines generationenübergreifenden Home Treatments in den PDAG besteht es seit 2021. Zur Evaluation der Behandlung führt die Arbeitsgruppe «Home Treatment KJP» eine wissenschaftliche Begleitstudie durch.
Wissenschaftliche Leitung: C. Buderer
Neben regelmässigen Treffen der Arbeitsgruppen findet einmal jährlich ein Forschungstag statt, an dem die Arbeitsgruppen ihre Studien und Ergebnisse den interessierten Mitarbeitenden der PDAG vorstellen und mit ihnen diskutieren.