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Spatenstich für den Erweiterungsbau der Forensischen Psychiatrie

21. Oktober 2019

Wo vor 2000 Jahren bereits eine Klinik stand, erfolgte heute der Spatenstich für ein neues Klinikgebäude: den Erweiterungsbau der Forensischen Psychiatrie der Psychiatrischen Dienste Aargau AG (PDAG). Im Rahmen des Netzwerkanlasses «PDAG Connect» unternahmen die sechs Referenten – darunter Landammann Dr. Urs Hofmann – den Spatenstich gemeinsam auf dem geschichtsträchtigen Boden. Der Erweiterungsbau erhöht die Zahl der schweizweit raren Behandlungsplätze für psychisch kranke Straftäter signifikant.

Die Klinik für Forensische Psychiatrie behandelt schwer psychisch kranke Menschen, die in einer akuten Krankheitsphase eine Straftat begangen haben und aufgrund verminderter oder aufgehobener Schuldfähigkeit von einem Gericht zu einer Therapiemassnahme gemäss Art. 59 StGB verurteilt wurden. Durch die Behandlung kann das Rückfallrisiko nachhaltig verringert werden. In der Schweiz gibt es allerdings nur wenige darauf spezialisierte Institutionen, das Angebot reicht nicht aus.

Der Erweiterungsbau, der an das bestehende Gebäude angeschlossen wird, wird ab November 2021 drei zusätzliche Stationen bieten mit insgesamt 26 Behandlungsplätzen:

  • 7 Plätze auf der Triagestation zur Behandlung von psychiatrischen Notfällen aus den Strafanstalten sowie zur Abklärung der Therapiemöglichkeiten bei neu eintretenden Patienten.
  • 8 Plätze auf der Behandlungsstation zur Behandlung von Patienten, die entweder noch auf einen definitiven Massnahmenplatz warten bzw. auf die Massnahmentherapie noch vorbereitet werden müssen, oder zivilrechtlich untergebrachte Patienten, bei denen aufgrund eines früheren Gewaltdelikts noch eine Rückfallgefahr besteht und die daher ein spezifisches Behandlungsangebot benötigen.
  • 11 Plätze auf der Massnahmenstation zur Behandlung von psychisch kranken Straftätern im Rahmen einer gerichtlich angeordneten Therapiemassnahme gemäss Art. 59 StGB.

Generalplaner ist Bollhalder Eberle, St. Gallen. Die Gesamtkosten des Bauprojekts belaufen sich auf 29.1 Mio. Franken.

Der Spatenstich fand nicht auf der grünen Wiese statt, sondern auf durch die Kantonsarchäologie Aargau bereits intensiv bearbeitetem Boden. Nachdem Sondiergrabungen im Februar historisch bedeutsame Funde vermuten liessen, wo sich einmal ein grosses römisches Truppenlager befand, wird seit September umfangreich gegraben und untersucht. Nach dem erwarteten Holzwall mit einem Spitzgraben davor und interessanten Funden in der Füllung dessen, stiess man auf die Reste des ersten Nordtors des Legionslagers. Weiter südlich fand man kürzlich Mauerreste des ersten Lagerspitals. Nun gilt es, die Überreste des antiken «Vindonissa» im Boden zu dokumentieren und abzuklären, ob sie tragfähig sind. Dann würde der Erweiterungsbau zumindest teilweise auf dem Fundament der Vorfahren errichtet – bestimmt eine gute Grundlage!

Die Grabungen sollen bis Ende 2019 abgeschlossen werden. Parallel dazu erfolgen erste Bauarbeiten, wobei Synergien genutzt werden. Mit dem Hauptaushub dringt man nun in die definitive Tiefe vor. Für den ersten Spatenstich überreichte CEO Jean-François Andrey dem Chefarzt und Leiter der Klinik für Forensische Psychiatrie, Dr. Peter Wermuth, als künftigem Hausherr einen geschmückten Spaten. Danach halfen alle vorher referierenden und eng ins Bauprojekt involvierten Personen beim Schaufeln mit. Eine Teamleistung, denn: «Staatsnahe hochkomplexe Aufgaben können nur in guter Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen, Gemeinden und Behörden qualitativ hochstehend geleistet werden», so CEO Andrey.

Neubauten und die dafür erforderlichen Grabungen lassen auf dem Areal Königsfelden oft Geschichte entdecken. Sie bieten aber auch neue Perspektiven für die Zukunft.
Verwaltungsratspräsident Dr. Kurt Aeberhard stellte bei seiner Eröffnungsansprache fest, dass aktuell viele Anlässe der PDAG mit Bauhelm stattfinden. Die PDAG als Zentrumsspital haben neben der ambulanten und stationären Grundversorgung auch hochspezialisierte überkantonale Leuchtturmangebote, darunter die Forensische Psychiatrie. Mit dem Erweiterungsbau wird diese weiter gestärkt.
Landammann Dr. Urs Hofmann, der neben seiner Funktion als Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren präsidiert, hob ebenfalls das vollständige Angebot des forensischen Kompetenzzentrums hervor, auch im Bereich der Weiter- und Fortbildung. Im Departement werde das Projekt als anspruchsvoll bezeichnet. Dass es nicht beim Darübersprechen bleibe, sei der gemeinsamen Arbeit und Projektierung für ein massiv verbessertes Angebot zu verdanken. «Ich freue mich schon auf die Einweihung», schloss er.

Das Bauprojekt ist bereits weit ausgearbeitet: «Räume müssen genügend mit natürlichem Licht geflutet werden», nannte Kurt Pfeuti ein Beispiel für die konkreten Anforderungen, die Bauten zu erfüllen haben, um vom Bundesamt für Justiz finanziell unterstützt zu werden. Anforderungen, die der Neubau alle erfüllt. Der Verantwortliche für Baubeiträge im Fachbereich Straf- und Massnahmenvollzug, gibt zu bedenken, dass die guten Bedingungen nicht nur zum Wohle der Patientinnen und Patienten und letztlich zum Behandlungserfolg beitragen, sondern auch für ein motivierendes Arbeitsumfeld für die Mitarbeitenden sorgen.
Dieses Arbeitsumfeld befindet sich an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Strafrecht bzw. Massnahmenvollzug. «Bei der Unterbringung von psychisch kranken Straftätern besteht insbesondere im Bereich der gesicherten forensisch-psychiatrischen Kliniken noch eine Lücke in der Versorgung der Kantone des Strafvollzugskonkordats der Nordwest- und Innerschweiz», zeigt Konkordatssekretär Dr. Benjamin F. Brägger auf. Nebst den zusätzlich entstehenden Plätzen ist er auch erfreut über das schlüssige Konzept.

Dieses führt der Klinikleiter und Chefarzt näher aus: Dem Erweiterungsbau liegt ein neues Betriebs- und Sicherheitskonzept zugrunde, das die Sicherheit bei der Behandlung psychisch kranker Straftäter deutlich erhöhen wird. Insbesondere psychiatrische Notfälle aus den Strafanstalten, bei denen häufig nur wenige Vorinformationen zur Störung und dem von den Betreffenden ausgehenden Risiko vorhanden sind, können unter besser gesicherten Bedingungen abgeklärt und behandelt werden. «Damit können in den beim Sicherheitsaudit erkannten Problembereichen grosse Fortschritte erzielt werden», zeigt sich Dr. Peter Wermuth zufrieden. Ausserdem wird es mithilfe der neuen Infrastruktur künftig möglich sein, den Sicherheitsrahmen stationärer Massnahmenpatienten feiner abgestuft gemäss dem Erfolg der Behandlung und der aktuellen Risikoprognose anzupassen.

Bilder des Spatenstichs finden Sie unter https://www.pdag.ch/ueber-die-pdag/gesamtsanierung/ (rechte Spalte).